Geschichte
Die Löffinger Hex, die offiziell – so steht’s auf dem ersten Stempel – seit 1934 ihr Unwesen treibt, ist in Wirklichkeit um einiges älter. Aber wer hat es früher schon so ernst genommen wenn es um den Frohsinn ging oder alljährlich zur Fasnet seinen Schabernack zu treiben.
Gegründet wurden die Löffinger Hexen nachdem der Löffinger Leo Ratzer – ein damals sehr belesener Bürger der Stadt – das Schauspiel der Löffinger Walpurgisnacht schrieb.
Ob dies nun bereits 1928 war oder aber 1929 ist ebenso wenig schriftlich festgehalten. Seit 1934 aber wird das Schauspiel durch die Hexengruppe aufgeführt. Die Anzahl der aktiven Hexen ist auf 28 begrenzt und so wie damals werden auch noch heute ausschließlich Männer in die Gruppe aufgenommen. Anfänglich noch ohne einheitliches Häs verkörperten die 28 Hexen das alte Weib und trieben ihre Spässe zur Fasnetzeit.
Nach und nach trat die Gruppe in einheitlicher Form auf und verkörperte auch tagsüber an Umzügen die Figur der Löffinger Walpurgnisnacht . Eine bis heute erhaltene Besonderheit der Gruppe ist die große Hexe, welche 1958 das erste Mal am Umzug in Löffingen mitgeführt wurde.
Mit einer Höhe von 5,80 Meter passte sie damals nicht mal durch das Mailänder Tor durch. Über die vielen Jahre hinweg hat man die imposante Hexe nach und nach verbessert und dem gegenwärtigen Erscheinungsbild angepasst. Die blinkenden Augen und heulende Sirene sind bis heute ein schon von Weitem erkenn- und hörbares Markenzeichen der Löffinger Hexen, woran sich Jung und Alt erfreuen.
Wie schon erwähnt war die Gruppe zu ihrer Anfangszeit noch nicht so organisiert und einheitlich unterwegs. Die Gesichter der Männer waren russbemalt doch schon bald bekam die Löffinger Hex ihr eigenes Gesicht.
Und hier begegnen wir einer weiteren Besonderheit dieser Hexengruppe. Jede Hexe muss nämlich nach seinem Eintritt in die Gruppe seine Maske selbst schnitzen. Das dies manchmal ein äusserst schwieriges Unterfangen ist zeigt sich in der Vielfalt der Masken und deren verschiedenen Ausdrucksweisen. Eines aber ist unverkennbar; man sieht sofort die Löffinger Hex. Verglichen kann die Maske am besten mit der so berühmten Linzertorte. Jede schmeckt anders, sieht anders aus, wird hergestellt nach verschiedensten Rezepturen aber jeder weiss wenn er sie sieht, es handelt sich zweifelsfrei um eine Linzertorte.
So ist es auch mit unserer Hexenmaske die aus einem Stück Lindenholz gefertigt wird, das immer vorrätig und gut gelagert ist. All zu oft müssen die Vorräte nicht angegangen werden, denn wie oben schon kurz beschrieben bestehen die Löffinger Hexen aus nur 28 Mann.
Das heutige Häs, entworfen vom einstigen Mitglied und damaligen Hexenschneider Hans Kaufmann ist für Fasnachts-Hexen die man sonst kennt eher untypisch. Nicht mit bunten Flecken oder Punkten kommt unsere Hexe daher sondern in gutem Tuch gewandet. Unter der sofort ins Auge stechenden gelben Schürze trägt sie einen braunen mit schwarzen Karos versehenen Rock.
Der Oberkörper wird mit einem dunkelgrünen Kittel vor Frost geschützt und findet mit dem roten Halstuch seinen Abschluss. Das die Hex auch was drunter an hat zeigt sich an den erkennbaren weißen Rüschen die man beim Sprung über den Besen erkennt. Es sind die Rüschen der weißen langen Unterhose, die über den rot weißen Ringelsocken blitzen.
Als Schuhwerk trägt man handgefertigte Strohschuhe gefertigt in einem Schwarzwälder Bauernhof. Die Maske, die zuvor noch mit individuell frisierten und gezöpften Kunsthaaren vom Vize-Hexenchef versehen wird, wird mit dem selben roten Tuch wie auch das Halstuch eingefasst.
Zur Abrundung des Ganzen und das auch alles stimmt zieht die Hex dann noch rote Handschuhe an, die nicht zuletzt auch gegen die winterliche Kälte von Nutzen sind.
Der Besen gehört zur Hexe wie der Narrenmarsch zum Umzug. Das einzige Utensil der Hexen kauft man nicht etwa im Supermarkt, den hätte es früher auch noch nicht gegeben, sondern der Besen wird natürlich wie so vieles bei den Hexen selbst gemacht. Dazu hat die Gruppe einen eigenen Besenmacher. Alljährlich am Samstag nach dem 11.11. schickt der die Hexen in den Löffinger Wald um dort den Rohstoff, das “Beseries” aus Heidelbeersträuchern zu sammeln, bis der Besenmacher sagt jetzt langt`s. Damit der Besen komplett ist sucht sich jeder noch einen krummen Bengel (davon haben wir im Hochschwarzwald glücklicherweise genug).
Wenn eine Hexe aus Altersgründen dann das Hexen sein lässt, im Schnitt nach ca. 20-25 Jahren – eine Hexe war sogar 35 Jahre dabei – wird ein Nachfolger in die Gruppe aufgenommen. Die kontinuierlich lange Zugehörigkeit zeigt, dass die Hexen sehr an ihrer Tradition hängen. Die geringe Fluktuation schlägt sich auch im Zusammenhalt der Gruppe nieder und verhindert obendrein unangenehme Auswüchse, wie man sie mancherorts kennt.